„Energie sparen!“ – lautet aktuell die Devise. In vielen Bereichen unseres Lebens werden wir oder Unternehmen und Institutionen zur Einsparung von Strom, Gas und anderen Energieträgern aufgerufen. Welche Rolle spielen und welche Möglichkeiten haben an dieser Stelle eigentlich Kulturbetriebe und hierbei insbesondere Theater?
Im Interview mit Andreas Manfred Gebhard, dem geschäftsführenden Intendanten der dbpg deutschen Bühnenproduktionsgesellschaft – einem Beratungsunternehmen mit Spezialisierung auf Kulturbetriebe – werden Möglichkeiten und Hindernisse zu diesem Themenbereich besprochen:
Herr Gebhard, einfache Frage: Können Theaterbetriebe Energie einsparen und wenn ja wie?
(Lacht) Wenn ich das so einfach zusammen fassen könnte, würde das der Komplexität dieses Themas nicht gerecht werden. Selbstverständlich können Theaterbetriebe als Verbraucher von Energieträgern und Energie an sich Einsparungsmöglichkeiten entwickeln.
In welchen Bereichen lässt sich Energie im Theater sparen?
Das hängt in erster Linie sehr von der Struktur des Betriebs ab. So einfach lässt sich zum Beispiel die Produktionsstruktur eines Festspielbetriebes einer Freiluftbühne nicht mit der eines Theaters mit täglichem Spielbetrieb vergleichen. Im Allgemeinen gibt es für uns als Berater aber drei Bereiche in denen Einsparungen möglich sind: Der Zuschauerbereich (also Customer-Facing), der Bühnenbereich (On-Stage) und der Bereich hinter der Bühne (Backstage).
Warum genau diese Aufteilung?
Das hängt nicht alleine an der Struktur des Betriebes, sondern auch an den verschiedenen Komplexitätsstufen der (im Berater-Fachjargon sogenannten) „Implementierung“, also auf gut deutsch der „Umsetzung“ der Einsparmöglichkeiten. Die Bereiche hinter der Bühne sind häufig ohne sehr komplexe Auswirkungen änderbar. Effektiv ist es z.B. jedem Stakeholder (also jedem, der eine Beziehung zum Betrieb hat wie z.B. Träger, Arbeitnehmer, Besucher, Nachbarn etc.) egal, welche Umwälzpumpe im Heizungskeller gerade arbeitet. Der Zuschauerbereich ist hierbei schon etwas komplizierter, da hier – je nach Bau und Anspruch des Hauses – die Einsparungen mehr oder weniger Auswirkung auf das Theatererlebnis für den bzw. die Besucher*in haben. Aber auch hier gibt es einfache Lösungen, wie Änderungen der Beleuchtung (Verkürzung der Beleuchtungszeiten, Austausch durch energiesparende Leuchtmittel) und viele andere Möglichkeiten. Der Bereich auf der Bühne ist insofern schwierig, als dass die Änderungen hier direkte Auswirkungen auf das künstlerische Ergebnis haben. Gerade hier bedarf es nicht alleine eines reinen Energieberaters, sondern einer Kombination aus erfahrenen Profis unterschiedlicher Gewerke und eines guten Projektmanagements, damit am Ende auch weiterhin zu jeder Vorstellung das richtige Lämpchen zur richtigen Zeit leuchtet. Häufig bleibt in diesem Bereich nur der Austausch der Bühnentechnik durch modernere und häufig somit energetisch weniger intensivere Anlagen.
In der Zusammenfassung klingt das eigentlich recht einfach, was hindert Theater bis jetzt daran Energiekosten zu sparen?
Nun ja, auch wenn ich das hier sehr zusammengefasst präsentiere, ist das Thema alles andere als trivial. Insbesondere im Bereich der Umsetzung der Planungsergebnisse kommt es auf Kommunikationsgeschick und Krisenmanagement an. Häufig scheiterte es an der Tatsache, dass Häuser nicht wissen was, wie und wo sie Einsparungen treffen können. Das ist auch nachvollziehbar. Schließlich sind solche Fixkosten in den Fördersummen der Theater häufig bereits eingeplant und mit einem regelmäßigen Preisanstieg kalkuliert. Somit ergab sich hier kein großer Bedarf an Kostenminimierungen. Außerdem gibt es aber auch einfach weder die Kapazitäten im Haus sich mit diesem Thema zu beschäftigen, als auch das Know-How im Personalbereich. Schließlich sind dies Profis im künstlerischen, verwaltungstechnischen und bühnentechnischem Bereich, aber nicht unbedingt in Sachen Sanitär-, Heizung- oder allgemein Energiebereich.
Sind somit bei jedem Planungsprojekt mit Ihnen eine Reihe von Personen aus den verschiedenen Handwerksberufen dabei?
Die dbpg funktioniert seit meiner Geschäftsführung mit einem sehr kleinem Pool an fest angestelltem Personal. Bei Projekten holen wir uns dann Profis aus dem jeweiligen Bereich unter Beachtung verschiedener Faktoren hinzu. Pauschal können wir nicht sagen, welches Personal bei einem Projekt anwesend ist, da dies erst nach den ersten Planungsgesprächen mit dem oder der Auftraggeber*in entschieden werden kann. Schließlich geht es nicht alleine darum, ein sehr gutes bis herausragendes Ergebnis zu präsentieren, sondern auch die Kosten für den Kunden im Blick zu behalten.
Apropos Kosten: Wie hoch sind nun die Einsparungen und wieviel kostet eine Beratung bzw. die Umsetzung der Einsparungen?
Das ist wirklich sehr vom Einzelfall abhängig. Bei größeren Theaterhäusern sind allerdings die jährlichen Einsparungen (langfristig) im 6 bis 7-stelligen Bereich. Das sind also wirklich keine „peanuts“. Die Beratungskosten hängen von den Zielen des Auftraggebers ab. Komplexere Umplanungen und ein hoher Arbeitsaufwand für uns als Berater erhöhen logischerweise die Beratungskosten. Im Allgemeinen können hier Investitionen im 4 bis geringen 5-stelligen Bereich zu sehr guten Planungsergebnissen führen. Die Umsetzung und deren Kosten hängen auch wieder sehr von diesen Planungsergebnissen ab. Sie können sich sicher vorstellen, dass ein einfacher Austausch aller Leuchtmittel im Theater viel einfacher und kostengünstiger umsetzbar ist, als die volle Dämmung eines alten und unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes.
Da tun sich ja neue Schwierigkeiten auf! Sind solche Einsparungsmöglichkeiten eigentlich kurzfristig umsetzbar?
Selbstverständlich liegt der Fokus aktuell darauf, jetzt schnelle Lösungen zu finden, die auch mit den aktuellen Mitteln umsetzbar sind. Man darf aber auch nicht die langfristigen Lösungen und Auswirkungen außer Acht lassen. Jede heute gesparte Kilowattstunde kumuliert sich langfristig und auch wenn nicht alle Lösungen, die wir ggf. vorschlagen, sofort umsetzbar sind (sei dies aus finanziellen Gründen, Gründen des Ausschreibungsrechtes etc.), so sind diese doch auch langfristige Wegbegleiter auf einem Weg in ein nachhaltigeres Kulturerlebnis.
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Sollten auch Sie Fragen zur Energieeinsparung in Ihrem Kulturbetrieb haben, beraten wir Sie gerne!
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